Arbeitsmarktpolitik

Seit Mitte der 1970er Jahre gibt es in Deutschland und Europa massenhaft Arbeitslosigkeit als Zeichen einer enormen Schwächung der politischen Kräfte der Arbeitenden und ihrer Interessenorganisationen (Gewerkschaften). Dieses gilt, obwohl in den letzten Jahren immer neue positive Nachrichten vom Arbeitsmarkt von Politik und Medien verkündet werden, weil die offiziellen Zahlen der Arbeitslosen sinken: So waren im Sept. 2015 offiziell ‚nur noch‘ 2,7 Mio. Menschen ‚arbeitslos‘, gleichzeitig gab es aber 4,3 Mio. erwerbsfähige Menschen, die Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts für Arbeitsuchende nach dem SGB II erhielten (Bundesagentur für Arbeit). Von der offiziellen Statistik bleiben nämlich viele real Arbeitslose oder Unterbeschäftigte ausgeschlossen, z.B. jene, die geringfügig erwerbstätig sind und ohne ausreichendes Einkommen bleiben, die sich in Schule, Ausbildung oder Eingliederungsmaßnahmen befinden oder die aus familiären Gründen sowie aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen dem Arbeitsmarkt nicht in vollem Umfang zur Verfügung stehen oder die sich von der Arbeitssuche mangels Erfolgsaussichten zurückgezogen haben.

Neben die Arbeitslosigkeit tritt die wachsende Prekarität der Arbeitsverhältnisse, mit einer Zunahme an Unsicherheit und immer neuen Forderungen der ‚Flexibilität‘ und Anpassung an die angeblichen Anforderungen globaler Märkte und global operierenden Kapitals, wobei die politischen Reformen der letzten Jahre auch in Deutschland die Deregulierung und den Abbau des Sozialschutzes im Arbeitsmarkt (als ‚Rekommodifizierung‘) vorantrieben.

Präsentation

Roth, Günter (2015): Arbeitslosigkeit und Arbeitsmarktpolitik (Präsentation Hochschule München) download (oa).

Literatur

Aktuelle Daten, Berichte etc. s. auch: www.sozialpolitik-aktuell.de 

Diskussionen/Darstellungen zu den Auswirkungen der sog. ‚Hartz-Reformen‘:

Dingeldey, Irene (2010): Agenda 2010: Dualisierung der Arbeitsmarktpolitik, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 48, S. 18-25.

Kemmerling, Achim/Bruttel, Oliver (2006): ‘New Politics’ in German Labour Market Policy? The Implications of the Recent Hartz Reforms for the German Welfare State, West European Politics 29/1, 90-112. (guter u. kompakter Überblick).

Mohr, Katrin (2012): Von „Welfare to Workfare“? Der radikale Wandel der deutschen Arbeitsmarktpolitik, in: Bothfeld, S. et al. (Ed.), Arbeitsmarktpolitik in der sozialen Marktwirtschaft, Wiesbaden: Springer.

Ausführlich, primär deskriptiv (Lehrbuch):

Bäcker, G. et al. (2010): Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland (Kap. Arbeit und Arbeitsmarkt, v.a.: Arbeitslosigkeit u. Soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit), VS-Verlag, Wiesbaden.

Mit Bezug zum Thema Armut u. Grundsicherung:

Opielka M. (2004): Sozialpolitik: Grundlagen und vergleichende Perspektiven (Kap. Arbeit, Armut und Aktivierung), Rowohlt, Reinbek/Hamburg, S. 59-98.

Mit Blick auf die ‚politische Logik‘ und Hintergründe:

Legnaro, Aldo (2006): „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ - Zur politischen Ratio der Hartz-Gesetze, in: Leviathan Vo. 34, Nr. 4, S. 514-532 (via. Springer-Link).

Heinrich, Michael (2004): Agenda 2010 und Hartz IV: Vom rot-grünen Neoliberalismus zum Protest, in: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 136 “Umbrüche des Sozialstaats” (34. Jahrgang, Nr. 3, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster, September 2004).